Existenzgründerin freut sich über Erfolg

So startest du als Existenzgründerin mit Profit First

Wenn du bereits bei der Gründung mit Profit First startest, verhinderst du damit Probleme, mit denen andere Unternehmerinnen regelmäßig zu kämpfen haben. In diesem Artikel zeige ich dir, was du dabei beachten solltest.

Ein Problem, das du nie kennen wirst


„Wie meinst du das – Angst vor der Steuerzahlung?“

Letztens hatte ich ein Jahresgespräch mit einer Klientin, die ich seit ihrer Gründung begleite.
Nachdem wir uns über ihr Jahresergebnis und ein paar formelle Dinge unterhalten hatten, hielten wir eine kurze Rückschau auf ihr erstes Jahr mit Profit First.
Dabei war mir besonders wichtig zu sehen, ob die Aufteilung, die wir anfangs festgelegt hatten, noch passte. Gerade in den ersten Monaten nach der Gründung entwickeln sich viele Unternehmen ein wenig anders als geplant, und es muss oft nachjustiert werden.

Sie erzählte mir voller Freude, dass die Rücklagen für Steuern und Sozialversicherung gut passten, und perfekt die Quartalszahlungen vorbereitet hatten.
Ich fragte sie: „Ist es nicht großartig, dass du keine Angst vor den Vorschreibungen der SVS haben musst?“ und sah sie begeistert und erwartungsvoll an, denn für die meisten Selbständigen ist dies immer ein Thema.
Sie erwiderte meinen Blick eher verständnislos, sah mich an wie ein Autobus und fragte mich vorsichtig, wie genau ich denn das meinte, wovor sie Angst haben sollte.

Erst da wurde es mir bewusst: Gründerinnen, die von Anfang an mit Profit First starten, kennen diese eine Sorge nicht, die sonst jede Unternehmerin begleitet!
Vom ersten Tag an lernt ihr Unternehmen, das Geld für Abgabenzahlungen nicht nur zu erwirtschaften, sondern auch dafür zu sorgen, dass es nicht anderweitig verplant und verprasst wurde! Wie cool ist das denn!!!

Sie hat nie zur Quartalsmitte vor einem gähnend leeren Bankkonto gestanden, grübelnd, woher denn nun das Geld für die fällige Quartalszahlung soll! Und das, obwohl sich der Umsatz, wie das bei vielen neu gegründeten Unternehmen der Fall ist, nicht ganz so üppig ausgefallen war wie gewünscht und geplant.

 

Gründen mit Profit First

Wie du vielleicht bereits weißt, ist der erste Schritt, wenn du Profit First bei dir einführst, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, und diese mit Hilfe des Profit Assessment zu analysieren. Anhand der Erkenntnisse, die man daraus gewinnt, legt man dann die Aufteilungsprozentsätze für die nächsten Monate fest.

Da es bei einem neu zu gründenden Unternehmen keine Vergangenheit gibt, auf die man zurückgreifen kann, muss die Aufteilung anhand anderer Kriterien gemacht werden.
Dabei hast du folgende Möglichkeiten:

1. Aufteilung anhand der Ziel-Prozentsätze laut Buch
2. Aufteilung anhand deiner Planungsrechnung

 

1. Aufteilung anhand der Ziel-Prozentsätze laut Buch

Die Ziel-Prozentsätze laut Buch (TAPs) repräsentieren die Aufteilung, wie sie bei den besten und profitabelsten Unternehmen der jeweiligen Umsatzklasse möglich ist.
Um von Anfang an profitabel zu starten und in die richtige Richtung unterwegs zu sein, macht es total Sinn, mit diesen Aufteilungsprozentsätzen zu starten. Dies bietet eine gute Grundlage für die finanzielle Gesundheit deines neuen Unternehmens, und sein Wachstum.

 

2. Aufteilung anhand deiner Planungsrechnung

Die zweite Möglichkeit ist, dass du mit den Zahlen aus deiner Planungsrechnung bereits ein Profit Assessment erstellst, und die CAPs (Aufteilungsprozentsätze), die du daraus errechnest, künftig für deine Aufteilung anwendest. Vor allem, wenn du gut und realistisch geplant hast, ist das eine sehr gute und sichere Vorgehensweise. Die Anleitung für die Erstellung deines Profit Assessments liest du am besten im Buch „Profit First“ von Mike Michalowicz nach.

Jeder kleine Schritt in Richtung Profit First ist bereits ein Riesengewinn, und wird dich ab dem Start deiner Selbständigkeit dabei unterstützen, deine Finanzen auf sichere Beine zu stellen.

 

Folgende Punkte solltest du dabei vor allem als Gründerin beachten:

Umsatz

Meistens ist der Umsatz die am schwierigsten zu planende Variable. Selbst Unternehmen, die im Vorfeld intensive Marktrecherchen betreiben, haben oft Schwierigkeiten, in den ersten Monaten den geplanten Umsatz zu erwirtschaften.
Sei daher vorsichtig in der Planung. Es macht keinen Sinn, zu erwarten, dass ein unbekanntes Produkt oder eine Dienstleistung, die bisher niemand wirklich vermisst hat, vom ersten Tag oder vom ersten Monat an riesige Summen in die Kassen bringt.

Damit möchte ich keine Schwarzmalerei betreiben. – Ganz im Gegenteil. Zu oft habe ich erlebt und beobachtet, wie Unternehmerinnen sich heillos in finanzielle Probleme bugsiert hatten, bloß weil die Umsatzplanung der ersten Monate viel zu optimistisch gestaltet war.
Bleibe daher am Boden. Lebe einen realistischen Optimismus. Plane Ziele, die du auch erreichen kannst, so dass du Vertrauen in dich selbst und deine Leistungen aufbaust. Sorge dafür, dass du dir Ziele setzt, die du erreichen kannst, so dass du Grund zu feiern hast!

Profit-First-Gewinn

Starte zumindest mit einem Prozent Gewinn. So lernt dein Unternehmen, gesund zu wachsen. Und du lernst, dir selbst mit dem Geld, das du selbst erwirtschaftet hast, etwas Gutes zu tun.

Unternehmergehalt

Ich habe Selbständige erlebt, die sich jahrelang selbst keinen einzigen Cent Unternehmergehalt ausgezahlt haben. Sie arbeiten damit nicht nur gratis, sondern schießen meist auch noch Geld aus dem Privatvermögen zu. Die privaten Ersparnisse werden damit oft vernichtet, unter dem Vorwand der „Gründungsphase“.
Wisse, dass die Gründungsphase keine fünf Jahre dauern soll.

Ein Unternehmen gründet man unter anderem auch dafür, um ein angemessenes Gehalt zu haben, von dem man gut leben kann. Das sollte deine Erwartung an dein Unternehmen sein.

Trotzdem wirst du möglichkerweise in den ersten Monaten deine Einkommensziele nicht gleich erreichen. Eine gewisse Anlaufphase ist normal und solltest du unbedingt auch finanziell für dich und deine Familie planen. In vielen Fällen ist es ratsam, mit der Selbstständigkeit erst dann voll durchzustarten, wenn du ein Sicherheitspolster für dich aufgebaut hast.

Privateinlagen

Plane Privateinlagen, die z.B. für Investitionen notwendig sind. Manche Unternehmen benötigen zum Start ein gewisses Investitionskapital, um die nötigen Strukturen bauen zu können.
Betrachte deine Privateinlagen wie ein Darlehen von einer Bank und bestehe darauf, das Geld von deinem Unternehmen wieder zurück gezahlt zu bekommen.
Ich kann es nicht oft genug sagen: PLANE, wie viel du bereit bist, in dein Unternehmen zu investieren, so dass dies nicht zu einem Fass ohne Boden wird.

Berücksichtige in deiner Planung auch, dass du möglicherweise in den ersten Monaten deiner Selbstständigkeit deine Einkommensziele nicht erreichen wirst. Du musst dafür sorgen, dass du und deine Familie für diese Zeit genügend Rücklagen habt, da du sonst viel zu bald dazu gezwungen bist, wieder in ein Angestelltenverhältnis zurück zu kehren.

Einkommensteuer und Sozialversicherung

Sei dir von Anfang an bewusst, dass Steuern und Sozialversicherung sich verändern werden, je mehr steuerlichen Gewinn du machst. Die SVS (Österreich) sieht Begünstigungen für Neugründer vor, und es ist wichtig, darauf vorbereitet zu sein, dass diese nach dem 3. Jahr der Selbständigkeit wegfallen.

Nimm dir Zeit, die Rücklage für Steuern gewissenhaft zu planen. Vor allem, wenn du in einem Jahr verschiedene Einkommensströme hast, kann es zu Nachzahlungen kommen, die dich sonst kalt erwischen. Sei insbesondere vorsichtig, wenn du vor und während der Gründung Bezüge über das AMS hattest. Lasse dich in diesem Fall gut beraten, mit welchen Nachzahlungen du zu rechnen haben wirst.

Umsatzsteuer

Sei dir bewusst, dass die Umsatzsteuer immer ein Durchlaufposten ist, und in keinem Moment dir gehört. Wenn du nicht mit der Kleinunternehmerregelung in die Selbstständigkeit startest, solltest du dir daher angewöhnen, in „Nettopreisen“ zu denken, da dies das Geld ist mit dem du letztendlich arbeiten kannst.

Sonstige Ausgaben (Betriebsausgaben)

Meiner Beobachtung nach sind jene Unternehmen am stablisten, die klein und einfach gestartet haben. Natürlich benötigst du eine gewisse qualitativ hochwertige Grundausstattung, um hochwertige Leistungen anbieten zu können. Suche dennoch immer nach günstigeren Alternativen, die dir gleiche Qualität zu einem niedrigeren Preis liefern. Mit jedem Euro, den du nicht ausgibst, steigt der ROI deines Unternehmens, und wird dein Unternehmen überlebensfähiger. Damit sorgst du dafür, dass du immer weniger ausgibst als du einnimmst.

Beginne bereits nach den ersten 6 Monaten mit der „Kostenanalyse“ nach Profit First und erstelle deine „Monatsnuss“. Dies wird dir dabei helfen, deine Ausgaben zu zügeln und nicht Geld auszugeben, ohne dass du es überhaupt merkst.

 

Nicht jeder wird dich verstehen …

 

… und wenn du bereits in der Gründungsphase bist, erzähle ich dir damit nichts neues mehr.

Vor allem, wenn du mit einem kleinen Umsatz startest, der stetig wachsen darf, kann es sein, dass dir dein Steuerberater oder dein Bankberater sagen, es sei nicht notwendig, so viele Bankkonten zu haben, wie es Profit First vorsieht. Lasse dich nicht davon abhalten, und starte so, wie Profit First es empfiehlt. Spätestens in einem Jahr wirst du dir selbst dafür danken.

Ich wünsche dir viel Erfolg und alles Gute!

Herzlichst,
Christine

Ich begleite dich auf deinem Weg in die Selbständigkeit

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